BMW Motorrad hat vor ziemlich genau einem Jahr einen Roadster angekündigt. Cool sollte er sein, ohne Telelever, aber vor allem noch einmal mit dem luftgekühlten Boxermotor. Jetzt ist er da und trägt den Namen „R nineT”.
Seit der EICMA 2012 warteten alle gespannt, ob BMW das, was da so geheimnisvoll als Silhouette angedeutet wurde, auch so umsetzen würde. Dazu kamen etliche Paparazzo-Fotos, immer wieder angekündigte und dann doch verschobene Präsentationstermine und sonstiges Marketinggeklappere. Gezielt oder nicht, es hat funktioniert. Die Spannung wurde künstlich hochgehalten. Ob BMW Motorrad das Ziel errreicht hat, so oder so Geschmacksache.
Im Jahr des 90-jährigen Firmenjubiläums und in Zeiten einer sich immer mehr in Richtung Wasserkühlung orientierenden Motorradindustrie schmeißen die Bayern doch tatsächlich noch einmal einen luftgekühlten Boxermotor auf den Markt. Alleine das verdient schon Respekt. Und um der nineT einen cleanen Auftritt zu verpassen, wurde auch endlich die heilige Kuh namens Telelever geschlachtet. Zwar trennt sich BMW damit von einem sogenannten Alleinstellungsmerkmal, doch eine moderne Upside-down-Gabel, die S 1000 RR musste Pate stehen, tut es auch.
Neben modernen Fahrwerkskomponenten hat BMW seinem Roadster einen ziemlich dominanten Tank spendiert. So wirkt das Motorrad zumindest von der Seite betrachtet, sehr kopflastig. Das filigrane Heck, das sogar Platz für einen Beifahrer oder Beifahrerin bietet, kann im Handumdrehen in ein Cafe Racer-Heck verwandelt werden. Der Kennzeichenträger wirkt aufgesetzt und dürfte so ziemlich das erste Teil sein, das potentielle Käufer sofort austauschen werden. Somit bietet die R nineT Raum für Individualisierungen, denn die 2-in-1 Auspuffanlage mit den aufstrebenden Tüten, lässt sich auch durch formschönere Endtöpfe aufwerten.
Beim Motor kommt der bisher bewährte und ausgereifte, luftgekühlte Boxermotor zum Einsatz. Mit 110 PS und einem maximalen Drehmoment von 119 Newtonmetern steht er noch immer gut genug im Futter, um dem Roadster zu ordentlichen Fahrleistungen zu verhelfen. Auch bei der Schwinge konnten die BMW-Entwickler einfach in ihren Baukasten greifen. Die Paralever-Einarmschwinge mit dem zuverlässigen Kardanantrieb ist ebenfalls ein alter Bekannter. Das Gehäuse des Hinterachsantriebs verfügt schon ab Werk über drei Aufnahmepunkte, an denen sich ein seitlicher Kennzeichenträger anbringen lässt. Zufall oder weise Voraussicht?
Zudem ist die Schwinge so ausgelegt, dass sie auch Radbreiten bis zu 6 Zoll ohne weiteres aufnimmt. Laut BMW soll das gegebenenfalls per Einzelabnahme eingetragen werden können. Bei der Radhöhe setzen die Münchner auf normgerechte 17 Zoll, was dem Fahrverhalten sicher zugute kommt. Um den klassischen Auftritt abzurunden, werden natürlich Speichenräder statt Aluguss verwendet. Ein Rundscheinwerfer und Rundarmaturen dürfen da natürlich auch nicht fehlen. Alles in allem hat BMW einen modernen Roadster in ein klassisches Kleid gepackt, das jede Menge Raum für Individualisierungen oder besser gesagt „customizing” bietet. Und damit liegen die Bayern goldrichtig. Glattgebügelte Einheitsware will doch keiner.


BMW wird den coolen Roadster im Frühjahr 2014 auf die Kundschaft und damit auch auf die Straßen loslassen. Mit 14.500 Euro Einstandspreis ist die BMW R nineT sicher kein Schnäppchen. Doch Individualität hat halt ihren Preis.
www.bmw-motorrad.de
Übrigens: Die Deutschlandpremiere der BMW R nineT wird auf der Custombike-Show 2013 vom 06. bis 08. Dezember in Bad Salzuflen stattfinden.
Text: chmBilder: ©BMW Motorrad