Ganze 2300 Stunden hat Mario gebaut, bis aus einem 34er Ford-Viertürer sein „SeDalivery“ geworden ist. Am Wagen ist so gut wie nichts mehr wie ab Werk, ein historisches Original ist das Auto trotzdem – nahezu alle Umbauten entsprechen dem Stand von vor 50 Jahren
Moderne Technik ist nicht immer die beste. Das offenbart sich uns an diesem Mittwochvormittag auf unangenehme Weise. Volker, der Fotograf, Kim und Helge von der Kamera-Crew und ich – mit meinem Block bewaffnet – stehen vor der Haustür von Mario und klingeln zum fünften Mal. Zehnuhrdreißig hatten wir ausgemacht, jetzt ist es zehn Minuten vor elf. Stau bei Frankfurt und ein paar mal stockender Verkehr danach, insgesamt 20 Minuten Verspätung auf knappen 200 Kilometern, ein guter Schnitt, finden wir und klingeln erneut. „Der würde doch nicht einfach wegfahren, ohne uns Bescheid zu sagen?“, frage ich Volker. Er schaut auf sein Handy, wählt eine Nummer, kurz darauf hat er Mario an der Funkstrippe. Der Regen beginnt immer stärker zu werden und wir hoffen, dass es bald aufhört. Ein Auto-Shooting im Freien ist bei diesem Wetter echt Bockmist.fahren.“
„Mario?“, fragt Volker. „Wir stehen vor deiner Tür. … Ach, was, … Aral? Welche Aral?“ Unweigerlich kommt mir die Vorstellung in den Sinn, wie Mario gerade bei einem Kaffee im Pappbecher mit dem Tankwart plaudert, schön im Trockenen, während sich meine seit der Abfahrt gehegten Hoffnungen auf den ersten frisch Aufgebrühten des Tages im Regen vor einer grauen Hausfassade in Wohlgefallen auflösen. „Mario kommt gleich“, sagt Volker. „Er hat dir gestern noch eine eMail geschickt, dass wir uns an der Aral treffen.“ Zu dieser Zeit ahne ich noch nicht, dass die Mail vier Tage später tatsächlich auf meinem Rechner eintreffen würde. Wie gesagt: moderne Technik.
Gott sei Dank, der Regen lässt nach, als sich Mario und sein Auto schon mit sattem Blubbern und Sprotzen ankündigen und die riesigen Scheinwerfer seines Rods um die Ecke biegen. Er hält an, direkt hinter dem geparkten, mattscharzen Z3 mit Pin Striping, der auch ihm gehören muss, und öffnet die Fahrertür in Selbstmörderrichtung. „Na, dann wollen wir mal los“, sagt er. „Ich habe da eine Idee.“ Helge, einer der Kamerajungs, schwingt sich zu Mario ins Auto, Kim, Volker und ich tuckern in unserem VW-Bus hinter ihm her und amüsieren uns über die Blicke der Passanten: Während eine schlanke Brunette den Eindruck erweckt, als wolle sie am liebsten gleich selbst mit einsteigen, zeigt die Oma mit Rollator deutlich mehr Skepsis ob des unzuordbaren Gefährts. Ihre Gedanken scheinen wie in einer Sprechblase über ihr zu schweben: „Um Himmels Willen! Darf man das?“…
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